Tanz der Spröden
Ballo delle Ingrate in genere rappresentativo di Claudio Monteverdi (1608)
in freier Neugestaltung von Carl Orff
Textfassung von Dorothee Günther
Besetzung: Solisten (SMezAB), Chor, Orchester
Sprache: deutsch
Kompositionsjahr: 1925, rev. Neufassung 1940
Uraufführung (1. Fassung): 28. Dezember 1925 Landestheater Karlsruhe (D) · Dirigent: Ferdinand Wagner · Inszenierung: Otto Krauß · Bühnenbild und Kostüme: Dorothee Günther
Uraufführung (Neufassung): 30. November 1940 Gera (D) · Dirigent: Carl Orff · Inszenierung: Rudolf Scheel · Bühnenbild: Alfred Siercke
Aufführungsdauer: 60′
Das Werk Tanz der Spröden ist Teil des Triptychons Lamenti
Besetzung detailliert
Orchester: 2 · 0 · 0 · 2 Bassetthr. · Bassklar. · 0 – 3 doppelchörige Lauten ad lib. – Str.
Inhalt
Schon kommt der Liebesgott zurück, Pluto im Schlepptau. Venus lässt nun all ihre Reize spielen, dem Unterweltsfürsten ein paar Tugendhafte abzuluchsen, deren viele, zur Strafe für überhebliche Sittsamkeit, in der Unterwelt schmoren. Anhand ihrer soll dem Publikum ein Exempel in Sachen Liebesverweigerung statuiert werden. Zwar zögert Pluto anfangs noch, doch Venus‘ Reize verfehlen ihre Wirkung nicht; und so befiehlt Pluto seinen Höllenknechten, die lächerlichen Spröden herbeizuschaffen. Kaum ans Sonnenlicht zurückgekehrt, beklagen sie lauthals ihren liebesleeren Erdenwandel, der sie in die Hölle hinabführte. Doch viel Zeit bleibt ihnen nicht, das Mitleid des Publikums zu gewinnen, denn Pluto bricht ihr Lamentieren und ihren Tanz kurzerhand ab und scheucht sie in die Unterwelt zurück. Die letzten klagenden Worte der Bestraften gelten den Zuschauerinnen: Mögen sie in Liebesdingen nicht genauso spröde sein, um nicht auch schmählich in Nacht und Dunkel zu versauern.
Amor ist gewiss, dass die Lektion beim Publikum seine Wirkung nicht verfehlte und bittet am Ende die Anwesenden um einen Tanz von fröhlicherer Natur. Wer weiß, vielleicht findet sich ja dabei schon das eine oder andere Paar!
Kommentar
In seiner Vorrede zu Ballo delle Ingrate schreibt der Renaissancekomponist: »Al levar de la tela si farà una sinfonia a beneplacito« (Beim Aufgehen des Vorhangs spielt man eine Sinfonia nach Belieben). Dies nahm Orff zum Anlass, auch Musik aus anderen Werken Monteverdis in den Ballo delle Ingrate zu übernehmen.
Dabei wurde der neugedichtete Text – mit Ausnahme der nachkomponierten Rezitative – der gegebenen Musik wortrhythmisch angepasst. Weil Orff sich die Rezitative und Dialoge in einem »Rosenkavalierparlando« wünschte, rückte er die Orchestrierung ins Kammermusikalische.
Bühnenbild und Kostüme der Uraufführung waren in einem Phantasie-Rokoko gehalten, obwohl sich Orff durchaus auch eine Ausstattung im Stil Aubrey Beardsleys vorstellen konnte.
Nachweise
Textnachweis Inhalt/Kommentar:
Johannes Schindlbeck: »Tanz der Spröden«, in: Carl Orff. Ein Führer zu den Bühnenwerken, Mainz 2015, S. 31-33.
Bildnachweis:
[Titelseite] Carl Orff: Tanz der Spröden – Ein Vor- oder Nachspiel frei nach Claudio Monteverdis „Ballo delle Ingrate“ 1608, Partiturautograph, 1925, BSB, Musikabteilung, Nachlass Carl Orff, Orff.ms.46 | © Carl-Orff-Stiftung/Archiv: Orff-Zentrum München.