Ein Sommernachtstraum
Schauspiel von William Shakespeare
nach der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel eingerichtet von Carl Orff
Besetzung: Schauspieler, Orchester, Tonbandeinspielung (ad. lib.)
Sprache: deutsch
Entstehungszeit: 1917–1962
Uraufführung Frankfurter Fassung: 14. Oktober 1939, Frankfurt/Main, Schauspielhaus · Dirigent: Hermann Laternser· Inszenierung: Robert George · Bühnenbild: Helmut Jürgens
Uraufführung Darmstädter Fassung: 30. Oktober 1952, Darmstadt, Hessisches Landestheater · Dirigent: Karl List · Inszenierung: Gustav Rudolf Sellner · Bühnenbild: Franz Mertz · Kostüme: Lieselotte Schwarzer und Franz Mertz
Uraufführung endgültige Stuttgarter Fassung: 12. März 1964, Stuttgart, Staatstheater · Dirigent: Klaus Nagora · Inszenierung: Dietrich Haugk · Bühnenbild und Kostüme: Roman Weyl
Aufführungsdauer: 90′
Ein Sommernachtstraum zählt zur Werkgruppe der Märchenstücke
Besetzung detailliert
Orchester vor der Bühne (nach Möglichkeit verdeckt): 3 (alle auch Picc.) · 0 · 2 (1. auch Es-Klar., 2. auch Bassklar.) · 0 – 3 · 0 · 0 · 0 – P. S. (Glsp. · Crot. · Xyl. · Bassxyl. · Marimba · Metallophon · Gläserspiel · Röhrengl. · Trgl. · Beckenpaar · hg. Beck. · Tamt. · Tamb. · 2 Bong. · kl. Tr. · gr. Tr. · 3 Holzbl. · Angklung · Bambusstäbe · Guiro · Rassel · Peitsche) (4-5 Spieler) – Hfe. · Cel. · Klav. (auch 4hd.) · Org. – Str. (6 · 0 · 3 · 3 · 3)
Orchester auf der Bühne (teilweise auch hinter der Bühne oder auf Tonband): 3 Tr. – Rüpelorchester: 2 Klar. in C· 2 Tr. · Pos · S. (kl. Tr. · gr. Tr. · Beck.) · 1 Kb.
Hinter der Bühne: Schlitztr. · gr. Muschelhr. · Windmasch.
Teilweise ad. lib. auf Tonband: Kinder-, Frauen- und Männerstimmen · Chor – 3 Picc. – P. S. (Glsp. · Crot. · Xyl. · Bassxyl. · Marimba · Glasglockenspiel · Trgl. · Beck. · Tamt. · Tamb. · Sistrum · Bong. · 3 Holzbl. · Angklung · Bambusstäbe) – Cemb. · Klav. · Org. · Handharm. – Kb.
Inhalt
In höchster Verzweiflung stimmt Hermia der Idee des heißgeliebten Lysander zu, nachts mit ihm zu fliehen. Einzige Mitwisserin dieses Plans ist Hermias Freundin Helena, ehemals Braut von Demetrius. Voller Hoffnung, Demetrius damit zurückzugewinnen, verrät sie diesem den Fluchtplan des Liebespaares. Aber Helenas Wunschtraum zerbricht: Demetrius kehrt nicht wieder in ihre Arme zurück, sondern beschließt, das flüchtende Paar zu verfolgen.
Mit Einbruch der Nacht stolpern die beiden Paare in den Athener Forst. Bald jedoch gibt es weitere Gäste: Handwerker treffen sich, um ein Theaterstück für die Hochzeit des Herzogs einzustudieren, und da schwirrt auch noch Elfenkönig Oberon umher, schnaubend über seine Gattin Titania – weigert sich die Elfenkönigin doch vehement, dem Gatten ihren indischen Lieblingsknaben abzutreten.
Unwissentliche werden die vier Athener und die Handwerksburschen in den Rosenkrieg des Elfenpaars hineingezogen. Ein gutes Stück trägt freilich Oberons Diener Droll dazu bei, wirbelt er doch regelmäßig die Aufträge seines Herrn durcheinander. Und so hat Oberon alle Hände voll zu tun, damit sich am Ende die rechten Paare finden, die kopflos gewordenen Handwerker ihr Theaterstück in Ruhe proben können und er selbst mit seiner Gattin wieder Frieden geschlossen hat.
Zur finalen Hochzeit des Herzogspaares, der sich die vier frischgebackenen Brautleute mit ihrem Jawort anschließen, stellen sich auch die Handwerker mit ihrem Theaterstück ein. Und Schlag Mitternacht huscht selbst Oberon herbei, den jungen Paaren unbemerkt seine Glückwünsche zu überbringen.
Kommentar
Zeitlebens hat der Komponist sich mit dem englischen Dichter befasst, vor allem mit dessen Ein Sommernachtstraum. Bei seiner Beschäftigung mit diesem Werk ging es Orff von Anfang an vornehmlich darum, das Abgründige in Shakespeares Dichtung wieder stärker hervorzuheben. Nur ein einfaches Simultanspielgerüst sollte Spielfläche sein, die Musiker zum Teil auf der Bühne platziert und ins Spielgeschehen einbezogen sowie dem klangvollen Shakespeare-Wort Primat vor der Musik gelassen werden. Orff sah in diesem Werk weniger eine romantische Traumwelt als vielmehr eine Welt, in der elementare Kräfte regieren – also letztlich ein gefährliches marivauxsches Spiel von der Macht des Eros.
Die Musik soll dabei Akzente setzen, das Bühnengeschehen kraftvoll kolorieren, Stichworte bzw. -klänge geben, Raum schaffen für Bewegung, also den Handlungsimpuls für die Darsteller in sich tragen.
Nachweise
Textnachweis Inhalt/Kommentar:
Johannes Schindlbeck: »Ein Sommernachtstraum«, in: Carl Orff. Ein Führer zu den Bühnenwerken, Mainz 2015, S. 65–68.
Bildnachweis:
[Titelseite] Carl Orff: Ein Sommernachtstraum, Partiturautograph, 1943, BSB, Musikabteilung, Nachlass Carl Orff, Orff.ms.53 | © Carl-Orff-Stiftung/Archiv: Orff-Zentrum München.