Die Sänger der Vorwelt

Elegische Hymne für Chor und Instrumente

 

Textdichter/-vorlage: Friedrich von Schiller

Besetzung: gemischter Chor und Instrumente

Sprache: deutsch

Entstehungszeit: 1955, rev. Neufassung 1981

Uraufführung: 3. August 1956 Stuttgart (D) · 14. Deutsches Sängerbund-Fest 1956 · Dirigent: Heinz Mende · Mitglieder des Sinfonieorchesters des Süddeutschen Rundfunks · Philharmonischer Chor Stuttgart

Aufführungsdauer: 11′

 

Die Sänger der Vorwelt ist Teil der Werkgruppe Dithyrambi

Besetzung detailliert

Sänger: gemischter Chor (SMezATBarB)

Instrumente: 2 Hfn. · 2 Klav. – mehrere Kb.

Schlagwerk: P. S. (mehrere Glsp. · Xyl. · Marimba · 5 Zimb. · Trgl. · Beckenpaar · hg. Beck. · Tamb. · gr. Tr.) (8 Spieler)

 

Aufführungsmaterial Schott Music

Inhalt

Text

Sagt, wo sind die Vortrefflichen hin, wo find‘ ich die Sänger,
Die mit dem lebenden Wort horchende Völker entzückt,
Die vom Himmel den Gott, zum Himmel den Menschen gesungen,
Und getragen den Geist hoch auf den Flügeln des Lieds?
Ach, noch leben die Sänger, nur fehlen die Thaten, die Lyra
Freudig zu wecken, es fehlt ach! ein empfangendes Ohr.
Glückliche Dichter der glücklichen Welt! Von Munde zu Munde
Flog, von Geschlecht tu Geschlecht euer empfundenes Wort.
Wie man die Götter empfängt, so begrüßte jeder mit Andacht,
Was der Genius ihm, redend und bildend erschuf.
An der Gluth des Gesangs entflammten des Hörers Gefühle,
An des Hörers Gefühl nährte der Sanger die Gluth.
Nährt‘ und reinigte sie! der Glückliche, dem in des Volkes
Stimme noch hell zurück tönte die Seele des Lieds,
Dem noch von außen erschien, im Leben, die himmlische Gottheit,
Die der Neuere kaum, kaum noch im Herzen vernimmt.

(Friedrich Schiller)

Kommentar

Im Laufe seines Schaffens wandte sich Carl Orff mehr und mehr klassischen Stoffen und Formen zu. In der Mitte der 1950er Jahre, zwischen seinen Bühnenwerken Trionfo di Afrodite und Oedipus der Tyrann, komponierte er auch Chorwerke, die sich mit der Antike auseinandersetzen. Darunter finden sich die Hymne Der Sänger der Vorwelt, die strenge, sehnsuchtsfreie Totenklage Nänie und das orgiastische Gedicht Dithyrambe. Anfang der 1980er Jahre vereinte Orff sie zu einem Werk.

In seinen Dithyrambi geht Orff über den Klassizismus Friedrich Schillers hinaus. Während der Dichter seinen Blick auf das Erhabene und dessen Wirkung auf seine Innenwelt richtet, reanimiert der Komponist durch seine Satzweise das archaische Moment, den Ritus, den wollüstigen, erdverbundenen Rausch. Gleichzeitig stellt er die klassische Einheit von Musik, Gesang, Tanz, Sprache und Drama wieder her. Wie in den dionysischen Feiern der Antike fällt dem Vokalensemble dabei eine zentrale Rolle zu; übernimmt das Instrumentarium in erster Linie rhythmische Funktionen, so überformt der Chor den Text in einer eigenen musikalischen Schicht ins Hymnische.

Nachweise

Textnachweise Inhalt/Kommentar:

  • N. N.: »Beschreibung«, in: Webseite Schott Music: Dithyrambi für gemischten Chor und Instrumente nach Texten von Friedrich Schiller, (abgerufen am 22.5.2018).
  • Friedrich Schiller: Die Sänger der Vorwelt/Nänie/Dithyrambe, in: Carl Orff (Hg.): Dithyrambi für gemischten Chor und Instrumente nach Texten von Friedrich Schiller, Partitur, Neufassung 1981, Mainz 1981, o. S.

Bildnachweis:

[Titelseite] Carl Orff: Die Sänger der Vorwelt, Partiturautograph, 1955, BSB, Musikabteilung, Nachlass Carl Orff, Orff.ms.58 | © Carl-Orff-Stiftung/Archiv: Orff-Zentrum München.