Oedipus der Tyrann
Ein Trauerspiel des Sophokles in der deutschen Übersetzung von Friedrich Hölderlin
Textdichter/-vorlage: Sophokles
Besetzung: Solisten, Chor, Orchester
Sprache: deutsch
Entstehungszeit: 1951–1959
Uraufführung: 11. Dezember 1959 Stuttgart, Württembergisches Staatstheater (D) · Dirigent: Ferdinand Leitner · Inszenierung: Günther Rennert · Kostüme: Caspar Neher · Bühnenbild: Caspar Neher
Aufführungsdauer: 160′
Oedipus der Tyrann ist Teil der Werkgruppe Griechische Tragödien
Besetzung detailliert
Orchester: 6 (alle auch Picc., 5. u. 6. auch Altfl.) · 6 · 0 · 0 – 0 · 0 · 6 · 0 – P. S. (2 Glsp. · Tastenglsp. · Crot. · 2 Xyl. · 5-6 Tenorxyl. · 2 Bassxyl. · Marimba · Metallophon · Röhrengl. · Trgl. · 3 Beckenpaare · 3 hg. Beck. · 2 javan. Gongs · 3-5 Tamt. · 2 Bong. · 2 Timbales · 3 Tamb. · Tomt. · 3 Cong. · 5 Holztr. · 2 gr. Tr. · Steinspiel · Klappholz · Guiro · Kast. · Sistren) (12-18 Spieler) – Mand. · Cel. · 4 Hfn. · 6 Klav. (Flügel, 10 Spieler) · Glashfe. – 9 Kb.
Hinter der Bühne: 8 Trp. – mehrere gr. Tamt. mit Beck. Geschlagen
Inhalt
Die Freude war nur von kurzer Dauer: Eine verheerende Seuche grassiert in der Stadt. Auf der Suche nach einer Lösung schickt Oedipus seinen Schwager Kreon nach Delphi. Des Orakels Antwort: Die Seuche wird erst dann ein Ende finden, wenn der rätselhafte Mord an Laios aufgeklärt ist.
Oedipus setzt alles daran, den Mörder zu enttarnen. Im Verlauf der Ermittlungen lässt er auch den blinden Seher Tiresias vorladen. Dieser jedoch antwortet so ausweichend auf Oedipus‘ Fragen, dass sich der König selbst verdächtigt sieht. Wütend beschuldigt er Tiresias, zusammen mit dem königlichen Schwager Kreon einen Umsturz zu planen.
Königin Jokasta versucht ihren Mann zu beruhigen: Wie sollte denn Laios von Oedipus getötet worden sein, wurde er doch seinerzeit von einem Wanderer gemeuchelt! Oedipus ist verunsichert: Wäre es möglich, dass der Mann, den er damals erschlug, König Laios und damit sein eigener Vater war? Jokasta widerlegt auch diesen Verdacht: Laios‘ Nachkomme wurde bereits als Säugling ausgesetzt, da ein Orakel geweissagt hatte, Laios werde von seinem eigenen Sohn getötet.
In dieser Situation bringt ein korinthischer Bote die Neuigkeit, der dortige König sei verstorben und Oedipus solle sein Nachfolger werden. Jokasta frohlockt: Nun könne Oedipus gar nicht mehr seinen Vater töten, da dieser jetzt offensichtlich eines natürlichen Todes gestorben sei. Oedipus ist nicht überzeugt, denn in seiner Jugend ging am korinthischen Hof das Gerücht, Oedipus sei gar nicht der leibliche Sohn des Königs.
Ein korinthischer Hirte bestätigt diese Fama: Laios‘ kleiner Sohn wurde seinerzeit gar nicht ausgesetzt, sondern mitleidig an das korinthische Königspaar weitergegeben; dieses habe den Knaben an Kindes Statt aufgezogen. Entsetzt erkennt Jokasta nun, dass sie ihren eigenen Sohn geheiratet hat; in ihrer Schande erhängt sie sich. Oedipus sticht sich mit Jokastas Fibeln die Augen aus.
Kommentar
Während Orff freilich für seine Antigonae noch eine völlig neue Orchesterbesetzung schaffen musste, konnte er sich im Oedipus auf seine Erfahrungen stützen und diese weiterentwickeln. Dasselbe traf auch auf den bei Antigonae erarbeiteten Deklamationsstil zu: Im neuen Werk jedoch gab er dem gesprochenen Wort noch mehr Raum, behandelte es teils rezitativisch, teils in Form gesprochener »Arien« oder melodramatisch – alles mit dem Ziel, die Reflexion der Figuren noch suggestiver zu gestalten. Nicht von ungefähr spricht Orff bei diesem Werk von Sänger-Darstellern, und nicht von ungefähr sieht er die Rolle des Kreon mit einem Schauspieler besetzt und gibt in der Partitur keine Stimmgattung an.
Nachweise
Textnachweis Inhalt/Kommentar:
Johannes Schindlbeck: » Oedipus der Tyrann«, in: Carl Orff. Ein Führer zu den Bühnenwerken, Mainz 2015, S. 93-95.
Bildnachweis:
[Titelseite] Carl Orff: Oedipus der Tyrann – Ein Trauerspiel des Sophokles in der deutschen Übersetzung von Friedrich Hölderlin, Partiturautograph, 1959, BSB, Musikabteilung, Nachlass Carl Orff, Orff.ms.68 | © Carl-Orff-Stiftung/Archiv: Orff-Zentrum München.