Concento di voci
II. Laudes creaturarum
quas fecit Beatus Franciscus ad Laudem et Honorem Dei
für achtstimmigen gemischten Chor a cappella
Textdichter: Franz von Assisi
Besetzung: gemischter Chor (SSSATTTB)
Sprache: altitalienisch
Entstehungszeit: 1954
Uraufführung: 21. Juli 1957 Solingen (D) · Dirigent: Hans Tilly · Pfarr-Cäcilienchor Solingen-Wald
Aufführungsdauer: 3′
Laudes Creaturarum ist Teil des Zyklus Concento di voci
Inhalt
Altissimu, onnipote bon Signore,
Tue so le laude la gloria e l’onore et onne benedictione.
Ad Te solo, Altissimo, se konfanno
et nullu homo ene dignu Te mentovare.
Lautadu si, mi Signore, cum tucte le Tue creature,
spetialmente messor lo frate sole,
lo quale lo iorno allumeni per nui;
et ellu è bellu e radiante cum grande splendore;
de Te, Altissimu, porta significatione.
Lautadu si, mi Signore, per sora luna e le stelle;
in celu l’ài formate clarite e pretiose e belle.
Laudatu si, mi Signore, per frate ventu
e per aere e nubilo e sereno e onne tempu
per le quale e le Tue creature dài sustentamentu.
Laudatu si, mi Signore, per sor aqua,
la quale è multo utile e humele e pretiosa e casta.
Laudatu si, mi Signore, per frate focu,
per lu quale n’allumeni la nocte;
e ellu è bellu e iocondu e robustosu e forte.
Laudatu si, mi Signore, per sora nostra matre terra,
la quale ne sustenta e governa
e produce diversi fructi e colorati flori e herba.
Laudatu si, mi Signore, per quilli ke perdonano per lo Tuo amore
e sostengo infirmitate e tribulatione:
Beati quilli ke le sosterano in pace,
ka da Te, Altissimu, sirano incoronati.
Laudatu si, mi Signore, per sora nostra morte corporale,
da la quale nullu homo vivente po skampare:
guai a quilli ke morrano in peccato mortale,
beati quilli ke se troverà ne le Tue sanctissime voluntati,
ka la morte secunda non li potera far male.
Laudate e benedicete lu mi Signore
e rengratiate e servite a Lui cum grande humilitate. Amen.
***
Höchster allmächtiger, gütiger Herr:
Dein ist der Preis, die Herrlichkeit und die Ehre und jegliche Benedeiung:
Dir allein gebühren sie.
Und kein Mensch ist würdig, Dich zu nennen.
Gepriesen seist Du, Gott, mein Herr, mit allen Deinen Geschöpfen,
vornehmlich mit dem edlen Bruder Sonne:
Welcher den Tag wirkt und uns erquickt durch sein Licht:
Wie schön ist er und strahlt in gewaltigem Glanze.
Von dir das Sinnbild ist er, o Herr.
Gepriesen seist Du, mein Herr, um der Schwester willen,
der Göttin Mond und all der Sterne:
Am Himmel hast Du sie ausgehängt, klar und schön.
Gepriesen auch sei mein Herr um des Bruders Wind willen,
um der Luft und der Wolken willen, um des sanften,
des rauhen, um jeglichen Wetters willen:
denn mit ihnen allen hegst und nährst Du Deine Kinder.
Gepriesen auch seist Du, Herr, um der Schwestern willen,
der Quellen: die nützlich sind, fromm, köstlich und keusch.
Gepriesen, o Herr, seist Du um des Bruders willen,
des Feuers, das uns die Nacht erhellt:
Und er ist schön, freudig, der Bruder, stark und mächtig.
Gepriesen sei mein Herr um der Mutter willen, der Erde:
Die uns nährt, trägt und vielerlei Früchte erzeugt,
farbige Blumen und Kräuter.
Gepriesen, Herr, seist Du im Namen all derer, die Verzeihung
üben, aus Liebe zu Dir, Schwachheit erdulden und Trübsal:
Selig alle die, welche dulden in Frieden: denn sie werden
von Dir, o Höchster, gekrönt.
Gepriesen zuletzt sei er, mein Herr, um unserer Schwester
willen, der irdischen Vergängnis:
Denn ihr entrinnt Keiner von uns, der da lebt.
Wehe dem, der in Todessünden dahinfährt:
Selig aber, die ruhn in Deinem allerheiligsten Willen:
Ihnen kann der Tod des Todes kein Übel mehr tun.
Lobt, benedeit meinen Herrn, sagt ihm Dank:
Und dient Ihm in tiefer Demut. Amen.
(Übertragung von Rudolf Bach, nach J. Fr. H. Schlosser, 1780-1851)
Kommentar
Es ist dies der berühmte Sonnengesang des Heiligen Franziskus. Die ganze Komposition verläuft in einem einzigen ungebrochenen Schwungbogen im Mixturstil auf Bordunfundament. Unauslöschlich der Eindruck in der Wiedergabe am Klavier durch Orff der diese Laudes wahrlich in dem geforderten Vortrage »Estatico, sempre molto rubato« erklingen läßt. Es sind Schwung wie Wiederholungstechnik des »Eis-aiona-Chores« der Catulli Carmina, welche hier ins Ekstatisch-Religiöse übersetzt sind. In der stets intensiv vorwärtsdrängenden Klangrezitation des führenden dreistimmigen Organumsatzes gibt es kein Innehalten; ein atemloses Lob Gottes, das musikalisch nur partiell und zur Gewinnung des machtvollen Schlusses auf die Eintonpsalmodie zurücksinkt. Der »molto-statico«-Schluß des Werkes »Laudate e benedicete lu mi Signore e rengratiate e servite a Lui« endet in zwei markanten Amen-Klangsäulen.
Nachweise
Textnachweise Inhalt/Kommentar:
- Rudolf Bach [Text und Übertragung], in: Carl Orff (Hg.): Concento di voci. II. Laudes creaturarum (quas fecit Beatus Franciscus ad Laudem et Honorem Dei), Gemischter Chor (SSSATTTB) a cappella, Partitur C 39560, Mainz 1957, S. 3 f.
- Andreas Liess: Orff. Idee und Werk, Zürich 1977, 2. Auflage, München 1984, S. 140 f.
Bildnachweis:
[Schmutztitel] Carl Orff: Concento di voci. Sirmio, Partitur, Mainz 1954.