Die Kluge

Die Geschichte von dem König und der klugen Frau

Libretto vom Komponisten nach dem Märchen Die kluge Bauerntochter der Gebrüder Grimm

englische Übersetzung von Gerhard Lenssen

 

Besetzung: Solisten, Orchester

Sprache: deutsch, englisch

Entstehungszeit: 1940–1942

Uraufführung: 20. Februar 1943 Frankfurt/Main, Opernhaus (D) · Dirigent: Otto Winkler · Inszenierung: Günther Rennert · Kostüme: I. Ch. Vocke · Bühnenbild: Helmut Jürgens

Aufführungsdauer: 90′

 

Die Kluge zählt zur Werkgruppe der Märchenstücke

Besetzung detailliert
Personen: Der König · Bariton – Der Bauer · Bass – Des Bauern Tochter · Sopran – Der Kerkermeister · Bass – Der Mann mit dem Esel · Tenor – Der Mann mit dem Maulesel · Bariton – Drei Strolche · Tenor, Bariton, Bass

Orchester: 3 (alle auch Picc.) · 3 (3. auch Engl. Hr.) · 3 (2. auch Bassklar., 3. auch Es-Klar.) · 2 · Kfg. – 4 · 3 · 3 · 1 – P. (auch 1 kl. P.) S. (Glsp. · Crot. · Röhrengl. · Trgl. · versch. Beck. · Tamt. · Tamb. · 2 kl. Tr. · Rührtr. · gr. Tr. · Steinspiel · Sandrasseln · Ratsche · Schelle · Kast.) (4 Spieler) – Hfe. · Cel. · Klav. – Str.

Auf der Bühne: 3 Trp. – S. (kl. Gl. · versch. Tr. · kl. hellklingende Tr.) – Org.

 

Aufführungsmaterial Schott Music

Weitere Fassung

Die Kluge

Die Geschichte von dem König und der klugen Frau

Libretto vom Komponisten nach dem Märchen Die kluge Bauerntochter der Gebrüder Grimm

Fassung für zwei Klaviere, Pauken und Schlagzeug (4 Spieler) von Friedrich K. Wanek (1980)

 

Diese Fassung ist nur für Schul- und Laienaufführungen bestimmt.

 

Personen: siehe Besetzung detailliert

Orchester: P. (auch 1 kl. P.) S. (Glsp. · Crot. · Xyl. · Röhrengl. · Trgl. · versch. Beck. · Tamt. · Tamb. · 2 kl. Tr. · Rührtr. · gr. Tr. · 2 Sandrasseln · Ratsche · Schelle · Kast. · kl. Steinplatte) (4 Spieler) – 2 Klav.

Auf der Bühne: kl. Gl. · kl. hellklingende Tr.

Hinter der Bühne: versch. Tr.

 

Aufführungsmaterial Schott Music

Inhalt
Lautes Stöhnen aus dem königlichen Kerker: Ein Bauer bejammert seine Dummheit. Auf dem Acker hatte er einen goldenen Mörser gefunden und ihn untertanentreu dem König gebracht. Die Bauerntochter allerdings hatte ihren Vater gewarnt: Der König würde denken, der Bauer hätte den Stößel unterschlagen, und den treudummen Mann einkerkern.

Die Klage des Bauern lässt den König aufhorchen. Neugierig geworden, zitiert er die offenbar so kluge Bauerntochter herbei. Drei Rätsel will er ihr stellen. Löst sie diese, sollen sie und der Vater frei sein. Wider Erwarten weiß das Mädchen die Lösungen; der König ist so begeistert, dass er die Kluge auf der Stelle zur Frau nimmt.

Drei Strolche zerreißen sich das Maul über des Königs neue Frau, an deren Klugheit sie nicht so recht glauben. Umso besser, dass sich da eine gute Gelegenheit ergibt, die neue Königin in Augenschein zu nehmen: Es gilt, vor dem König ein Lügenspiel aufzuführen, mit dem der gut zahlende Mauleselmann den täppischen Eselmann um ein neugeborenes Fohlen prellen will. Der König, beim Zabelspiel gerade gegen die Gattin verlierend, spricht tatsächlich ein falsches Urteil – und das scheint nicht einmal der Königin aufzufallen. Feixend ziehen die Strolche mit ihrem Lohn von dannen und besaufen sich ausgelassen.

Der Königin jedoch entging das Fehlurteil mitnichten. Nachts huscht sie zum Eselmann – und schon am nächsten Morgen sitzt der Betrogene vor dem Königsschloss und fischt mit einem Netz im Trockenen. Auf die Frage des Königs, was dieses Treiben denn zu bedeuten habe, antwortet der Fischende: Wenn Maulesel jetzt schon gebären können, dann lässt sich gewiss auch auf dem Trockenen ein Fisch fangen. Der König errät sofort seine Frau hinter diesem Geschehen. Wütend wirft er sie aus dem Haus – jedoch nicht ohne zu erlauben, das ihr Liebste in einer Truhe mitzunehmen – was sie auch macht: Sie verabreicht ihrem Gatten einen Schlaftrunk, lässt den Schlummernden in die Truhe legen und zieht mit ihm vom Schloss. Als der König am nächsten Morgen erwacht, muss er eingestehen, dass ihm seine Frau an Klugheit weit überlegen, ja überhaupt die Klügste ist. Sie winkt bescheiden ab: Nicht Klugheit bestimmte ihr Handeln – die Liebe war’s.

Kommentar
Aus zwei Quellen speist sich die Gestaltung von Orffs Kluge: aus dem internationalen Märchen vom König und der schlauen Bauerntochter sowie aus Karl Simrocks Sprichwörtersammlung Deutsche Sprichwörter, die Orff Anfang der 40er Jahre in die Hände fiel. Schon beim ersten Blick in den Band wirkten zahlreiche Sprüche so suggestiv auf den Komponisten, dass er daraus spontan einige Szenen gestaltete. In der Folge entwickelte er mithilfe dieser Sammlung einen herben, kernigen Knittelvers-Sprachstil, der dem geplanten Stil der Musik adäquat entsprach. Überdies entstand aus dieser Spruchsammlung eine tragende Figurengruppe des Stücks: die Bande der drei Strolche, die als Gegenpol zur Welt des Königs agiert und die Handlung rasant vorantreibt.

Genauso wie Orff in den Carmina Burana seinen musikalischen Stil gefunden hatte, fand er mit der Klugen seinen bühnendramatischen: holzschnitthafte Szenen, die unmittelbar aus der pointierten, klangvollen Sprache erwachsen und zusammen mit einer volksliedhaften Musik eine spontane Bühnenwirkung ergeben. Diese wird noch unterstützt durch die Idee, das Stück auf einer Simultanbühne spielen zu lassen und damit einen stringenten Handlungsablauf zu gewährleisten.

Nachweise

Textnachweis Inhalt/Kommentar:

Johannes Schindlbeck: »Die Kluge«, in: Carl Orff. Ein Führer zu den Bühnenwerken, Mainz 2015, S. 59–63.

Bildnachweis:

Max Bignens: Bühnenbildentwurf zu Carl Orffs Die Kluge, Köln, Städtische Bühnen, 1965, Carl-Orff-Stiftung/Archiv: Orff-Zentrum München.