Concento di voci

Ein Zyklus für gemischten Chor a cappella

 

Textdichter/-vorlage: diverse

Besetzung: gemischter Chor (SMezATBarB und SSSATTTB), Männerchor (TTTBBB) und Soli (TBarB)

Sprache: lateinisch, altitalienisch

Entstehungszeit: 1930–1956

Aufführungsdauer: 26′

Werkteile / Gliederung
Der Zyklus Concento di voci verbindet die drei folgenden Werke in der angegebenen Reihenfolge:

I. Sirmio – Tria Catulli Carmina (1930)

II. Laudes creaturarum – quas fecit Beatus Franciscus ad Laudem et Honorem Dei (1954)

III. Sunt lacrimae rerum – Cantiones seriae (1956)

Alle Teile sind auch einzeln aufführbar

Informationen zu Handlung, Besetzung und Aufführungsmaterial finden sich bei den jeweiligen Einzelwerken

Kommentar
1954 eröffnete Orff die dreiteilige Sammlung von a-cappella-Chorsätzen Concento di Voci mit den 1931 geschriebenen und neu überarbeiteten Tria Catulli Carmina, Sirmio (siehe Catulli Carmina II). Auch zu dieser zweiten Sammlung von lateinischen Catull-Gedichten für gemischten A-Cappella-Chor wurde Orff seinerzeit durch das Erlebnis der Heimat des Dichters, des Gardasee und der Halbinsel Sirmio inspiriert.

[…] Wie in »Sirmio« folgen die drei Gedichte, zu einer dramatischen Einheit geformt, attacca aufeinander. Der erste Chor ist eine Klage um die Vergänglichkeit der Welt: »Omnia deliciarum et pomparum saeculi brevi finis« (»Lust und Herrlichkeit der Welt endet bald«, in R. Bachs Übersetzung). Der zweite steht auf den Text: »Omnia tempus habent et suis spatiis transeunt universo sub coelo« (»Alles hat seine Zeit und läuft seine zugemessne Bahn unter dem Himmel: die Zeit des Geborenwerdens und des Sterbens, die Zeit des Pflanzens und die Zeit des Ausreißens dessen, was gepflanzt war« usw.) Dieser Chorsatz endet, ganz im Gegenteil zu einer Interpretation Orlando di Lassos, der mit »Frieden« (pacis) schließt, mit einem Orffschen »Esaltato«, mit einem Schrei nach Frieden. Der dritte Teil greift in einem Bariton-Solo, erompente e molto pesante, die Schlußzeile des zweiten Chores fragend auf: »Et tempus pacis?« (vergl. Auch das Schlußgespräch der Hirten vom pax im Weihnachtsspiel). Abschließend bringt der dritte Teil Orffs eigene Dichtung: »Eripe nos, Domine, ex ungulis mordacibus horribilis istius daemonicae …« (»Reiße uns, Herr, aus den tödlichen Klauen jener furchtbaren Teufelin, die da heißt: Schwermut, Traurigkeit, Melancholie – Seid heiter, Freunde, und voll Vertrauen!«) – Ein Tenorsolo »Dammi il paradiso« (man denkt an »Dormi ancora« in Catulli Carmina) beendet das Werk.

 

Alle drei Teile sind von einfachstem Klanggebilde, das wiederum die »Klangrezitation« im Mixtursatze scharf hervortreten läßt und den Solo-Tuttikontrast lebendig nutzt. So werfen sich die Gruppen hoquetusartig die Worte: mors, color, luctus, pavor zu. Trägt der erste Chor die Vortragsbezeichnung »con gran tristezza«, so der zweite »sibillino« und der dritte »erompente e molto pesante«. Der Solorezitation der Textstelle »von der bösen Teufelin« und der knappen Aufforderung »seid heiter« folgt dann das chorisch mit dem Tenorsolo breiter ausgeführte »Dammi il paradiso«.

Nachweise

Textnachweis Kommentar:

Andreas Liess: Orff. Idee und Werk, Zürich 1977, 2. Auflage, München 1984, S. 140 ff.

Bildnachweis:

[Schmutztitel] Carl Orff: Concento di voci. Sirmio, Partitur, Mainz 1954.