Comoedia de Christi Resurrectione
Ein Osterspiel
Libretto vom Komponisten
Besetzung: Schauspieler, Sänger, Orchester
Sprache: deutsch, altgriechisch, lateinisch
Entstehungsjahr: 1955
Uraufführung (Erstsendung Fernsehproduktion): 31. März 1956 München, Fernsehstudio des Bayerischen Rundfunks (D) · Dirigent: Karl List · Inszenierung: Gustav Rudolf Sellner · Bühnenbild: Franz Mertz
Uraufführung (Bühnenuraufführung): 21. April 1957 Stuttgart, Württembergische Staatstheater (D) · Dirigent: Heinz Mende · Inszenierung: Wieland Wagner · Bühnenbild: Wieland Wagner
Aufführungsdauer: 40′
Comoedia de Christi Resurrectione ist Teil des Diptychons und zählt zur Werkgruppe Bairisches Welttheater
Besetzung detailliert
Personen (Sänger): Vox mundana · Sopran – Vox luctuosa · Bass-Solo – Chorus mulierum lugentium · Altstimmen – Chorus angelorum (im Prooemium) · Knabenstimmen – Chorus angelorum (im Schluss-Hymnus »Christ ist erstanden«) · Knabenstimmen und gemischter Chor – Anachoretae (im Schluss-Hymnus »Christ ist erstanden«) · Kleiner Männerchor
Orchester: P. S. (2 Glsp. · Crot. · Xyl. · Bassxyl. · Marimba · Röhrengl. · Trgl. · Beck. · Tamt. · gr. Tr. · Steinspiel · Guiro · 2 Doppelratschen · Schlagkiste) – 2 Hfn. · 3 Klav. · Org. – 4 Kb.
Die beiden Stücke Ludus de nato Infante mirificus und Comoedia de Christi Resurrectione können unter der Bezeichnung Diptychon zusammen als abendfüllendes Werk aufgeführt werden. Die Reihenfolge Ludus – Comoedia ist jedoch bindend.
Inhalt
Sechs Soldaten halten nachts bei der Begräbnisstätte Wacht, ausgehorcht vom Teufel, der auf der Grabplatte lauert. Die Männer schwatzen übers Wetter, schwadronieren über Gott und die Welt und sprechen nicht zuletzt über den Verstorbenen: Die hiesige Ordnung hat er ganz schön durcheinandergewirbelt! Ging da nicht sogar die Rede, er werde nach drei Tagen von den Toten auferstehen? Und überhaupt: Wer ist eigentlich dieser spendable Geschwänzte, der auf dem Grab hockt und anscheinend schläft? Ein Trauernder? Und warum werden sie auf einmal so müde?
Kaum, dass die Wachposten eingenickt sind, versiegelt der Teufel mithilfe eines Zaubersteins das Grab: Christus darf unter keinen Umständen durch seine Auferstehung den Tod besiegen! Rasch zieht sich der »Gottseibeiuns« zurück, als die sechsköpfige Wachablösung antritt. Die Soldaten beäugen den Bocksbeinigen ebenfalls recht misstrauisch, kuschen aber, als er auch ihnen Geld zuschanzt. Das Gespräch kommt natürlich sofort auf den Toten. Ein Wundertäter sei er gewesen! Wohl eher ein Aufrührer! Egal – die alte Wache zieht ab, nicht ohne die neue augenzwinkernd anzuweisen, den Toten ja nicht entwischen zu lassen.
Die neue Wache landet rasch bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: dem Kartenspiel. Und da freilich juckts den »Sparifankerl« in den Fingern! Flugs mischt er mit, verlässt dafür sogar die heikle Grabplatte; aber die Soldaten hauen ihn übers Ohr. Soweit nehmen sie ihn aus, dass er zuletzt sogar um seinen blinkenden Zauberstein spielen muss. Den lässt er sich aber nicht abluchsen: In dieser Spielrunde gewinnt er die Seelen der Wächter, und in einem begeisterten Aufschrei plärrt er sein »Gewunnen!!«
Aber Pech gehabt! Vor lauter Spielfieber hat er seine Grabwacht so außer Acht gelassen, dass ihn die von Engeln bejubelte Auferstehung Christi überrumpelt. Dermaßen wütend ist der Teufel darüber, dass er sich sogar den Schwanz abhackt.
Kommentar
Im Sinne eines Welttheaters vereint das Werk auch verschiedene Sprachen, von Orff unterschiedlichen Figurengruppen zugeordnet: den Wachtsoldaten Bayerisch, dem Teufel Bayerisch und Latein, den Engelschören Latein sowie den Klageweibern Latein und Griechisch.
Zusätzlich zum Element des Grablegungs- und Auferstehungsritus verarbeitet Orff in seinem Werk Versatzstücke mittelalterlicher Mysterienspiele: die einleitenden Silentium-Rufe etwa lassen eine Zeit anklingen, als noch kein Öffnen eines Vorhangs die Aufmerksamkeit auf das Bühnengeschehen lenkte. Und nicht zuletzt greift auch die Verwendung des Teufels eine mittelalterliche Tradition auf; diese differenziert Orff allerdings weitreichend: Sein »Gottseibeiuns« zeigt individuellere, dämonischere Züge.
Nachweise
Textnachweis Inhalt/Kommentar:
Johannes Schindlbeck: »Comoedia de Christi Resurrectione«, in: Carl Orff. Ein Führer zu den Bühnenwerken, Mainz 2015, S. 85-87.
Bildnachweis:
[Titelseite] Carl Orff: Comoedia de Christi Resurrectione – Ein Osterspiel, Partiturautograph, 1955, BSB, Musikabteilung, Nachlass Carl Orff, Orff.ms.7 | © Carl-Orff-Stiftung/Archiv: Orff-Zentrum München.