Die Bernauerin
Ein bairisches Stück
Libretto vom Komponisten
Besetzung: Schauspieler, Solisten (ST), Chor, Orchester
Sprache: deutsch
Kompositionsjahr: 1946
Uraufführung: 15. Juni 1947 Stuttgart, Württembergisches Staatstheater (D) · Dirigent: Bertil Wetzelsberger · Inszenierung: Reinhard Lehmann · Kostüme: Wilhelm Reinking; Anneliese Sartorius · Bühnenbild: Wilhelm Reinking
Aufführungsdauer: 100′
Die Bernauerin zählt zur Werkgruppe Bairisches Welttheater
Besetzung detailliert
Aus der Höhe: Solo-Sopran
Orchester: 3 (3. auch Picc.) · 3 (2. u. 3. auch Engl. Hr.) · 3 (3. auch Es-Klar.) · Bassklar. · 2 · Kfg. – 4 · 3 · 3 · 1 – P. S. (2 Glsp. · Crot. · Xyl. · Bassxyl. · Metallophon · Röhrengl. · Trgl. · 3 Beck. · versch. Tamt. · 3 kl. Tr. · Holzschlitztr. · gr. Tr. · Ratsche · Kast. · 8-10 Rasseln) – Hfe. · Cel. · 2 Klav. – Str. – hinter der Bühne: S. (2 Gl. · gr. Tamt. · mind. 6 kl. Tr. · mind. 3 Rührtr. · gr. Tr.) – 2 Klav. · Org.
Inhalt
Die Heirat der beiden zeitigt jedoch zunehmend auch öffentliche Unruhe: Im Volk munkelt man, dass Albrechts Zwist mit dem Vater politische Folgen haben könnte. Auch Agnes selbst sieht die Zukunft gefährdet; und als Albrecht für ein paar Tage das Schloss verlassen muss, bittet sie ihn inständig, nicht lange fortzubleiben.
Agnes‘ dunkle Vorahnung bestätigt sich: In der Münchner Kanzlei von Albrechts Vater sinniert der Kanzler mit gemischten Gefühlen über das Todesurteil, das Herzog Ernst gegen Agnes verfügt hat. Und andernorts in München versucht ein geifernder Mönch, die Gläubigen gegen die Bernauerin aufzuhetzen; er wird aber von Anhängern Albrechts zum Schweigen gebracht.
Doch umsonst: Kaum hat Albrecht das gemeinsame Schloss verlassen, bricht das Unheil über Agnes herein: Zu mitternächtlicher Stunde dringen Herzog Ernsts Häscher in ihr Schlafgemach und reißen sie aus dem Bett, um sie vor den gedungenen Richter zu zerren. Ihr wird kurzer Prozess gemacht; und als man sie zu Straubing in der Donau ertränkt, begeifern sensationslüsterne Hexen die Hinrichtung.
Albrecht ist dermaßen erbittert über den Mord, dass er beschließt, München dem Erdboden gleichzumachen; schon steht er vor den Toren der Stadt. In letzter Sekunde jedoch überbringen ihm Boten die Nachricht, dass sein Vater verstorben und er selbst jetzt Herzog von Bayern geworden sei. Erschüttert fügt der junge Mann sich in sein Schicksal; ja, die tote Gattin selbst scheint ihn zu bestärken: Gleich einer himmlischen Vision erscheint Agnes‘ Gestalt in den Wolken.
Kommentar
Einen weiteren Einfluss auf das für Schauspieler konzipierte Werk nahm eine Handschrift aus dem 15. Jahrhundert, das Liederbuch der Clara Hätzerlin (Augsburg 1471). Mit seinen über 2000 Gedichten gab es Orff wertvolle Anregungen und wirkte tiefgreifend auf die Badstuben-, die Hexen- und die Schlafkammerszene ein.
Stark strukturbildend für das balladenhafte Werk sind die geradezu antikischen Chorszenen: So rekurrieren die Hexen auf die antike Teichoskopie. Die Bernauerin steht somit am Wendepunkt in Orffs Schaffen: Sie deutet bereits auf die Griechendramen des Komponisten hin.
Nachweise
Textnachweis Inhalt/Kommentar:
Johannes Schindlbeck: »Die Bernauerin«, in: Carl Orff. Ein Führer zu den Bühnenwerken, Mainz 2015, S. 69-73.
Bildnachweis:
[Titelseite] Carl Orff: Die Bernauerin – Ein bairisches Stück, Partiturautograph, 1946, BSB, Musikabteilung, Nachlass Carl Orff, Orff.ms.55 | © Carl-Orff-Stiftung/Archiv: Orff-Zentrum München.